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The Art of the Verdi Baritone

Promotion Text

Lebendige Vergangenheit

Durch die bevorzugte Stellung des Baritons in Verdis Opern hat sich im Laufe der Zeit eine eigene Stimmkategorie entwickelt: der „Verdi-Bariton". Seine musikalischen Vorfahren findet man bei Rossini, Bellini, aber vor allem Donizetti (z.B. Lord Ashton in „Lucia di Lammermoor", oder noch besser Alfonso in ,,La Favorita"), dessen Musik in Verdis Frühwerken häufig durchklingt. Was sind also die besonderen Merkmale des Verdi-Baritons und welchen Anforderungen muss er gerecht wer­ den? Bei Verdi erfüllt das Orchester mehr und mehr nicht nur eine untergeordnete Begleitfunktion: es wird den Sängern gleichberechtigt zur Seite oder gegenübergestellt, in den Melodien des Orchesters liegen die grundsätzlichen Charakterzüge der verschiedenen Rollen. Diese „Aufwertung" des Orchesters verlangt nun von den Sängern mehr Kraft und Durchsetzungsvermögen, große, kräftige und runde Stimmen sind gefragt und vor allem die „Bösewichte" brauchen Stimmen mit, was man im Sängerjargon „Biss" nennt. Die für einen Bariton bei Verdi relativ hohe tessitura erfordert zunächst eine gute Technik, besonders einen sicheren passaggio (= Übergang von der Mittellage in die hohe Mittellage und extreme Höhe) und eine kräftige, leicht ansprechende Höhe. Dabei darf man allerdings nicht die tiefere Mittellage und die tiefen Noten vernachlässigen, die bei Verdi für viele Sänger, die ihre Stimme zu sehr in die Höhe treiben, häufig zum Fallstrick werden. Verdis Singstimmen verlangen weiters nach einer vorbildlichen Atembeherrschung, die es wiederum ermöglicht, die großen Melodie-Bögen und feingesponnenen legati zu formen. Die Musik verlangt einerseits nach nobler Phrasierung und einer großen Palette an Farben und Schattierungen, andererseits muss der Sänger auch genug Reserven für große Gefühlsausbrüche aufbewahren. Ein weiteres Geheimnis zum Erfolg sind bei Verdi die Rezitative, deren richtige Akzentuierung und Interpretation bei einem großen Solo oft schon der halbe Erfolg sein können. The privileged position of the baritone-voice in Verdi's operas has in the course oftime developed into a voice category .of its own: the "Verdi-baritone". We find his musical ancestors in Rossini's and Bellini's operas, but most of all in the music of Donizetti (think of Lord Ashton in "Lucia di Lammermoor" or Alfonso in "La Favorita"), whose music has audibly influenced Verdis early stage works. What are the characteristic features of a Verdi-baritone and what demands does he have to fulfil? With Verdi, the orchestra emerges from its former position of mere accompanirµent it becomes the singer's both partner and counterpart, its music defines the fundamental character traits of the different roles. This "revaluation" of the orchestra demands more power and vocal stamina of the voice - in most cases Verdi requires big, powerful and "round" voices and especially the "villains" need something in their voices, which in the singers' jargon is called a "biting sound". The tessitura of Verdi's baritone-roles, which lies relatively high, calls for a solid technique, especially in the passaggio area (= the transition from the middle- and high middle-range to the top notes) and a powerful and easy top. The low middle-range and the low notes, of course, must not be neglected, otherwise they easily become a trap for singers, who force the upper part of their voice too much. For singing Verdi you ·need a good breath-control to produce those big melodic arches and finely spun legati. On one hand the music calls for noble phrasing and a broad range of shades and colors, on the other hand the singer must keep enough reserves for the big emotional outbursts. Another "secret of success" for Verdi are the recitatives; sung with the right emphasis and accento they can contribute a lot to the success of a big solo-scene.