Klavierkonzert Nr. 1 für Klavier & Orchester (mit dem Paukenschlag), Op. 70: II. Adagio

Das Werk: Klavierkonzert Nr. 1 Op. 70 („mit dem Paukenschlag“) für Klavier und Orchester thematisiert „Das Drama des Lebens und der Umgang damit.“ Es beginnt mit dem schüchternen Klaviersolo, welches, nur von der einsamen Harfe unterstützt, fragend und girlandenartig ebendiese Frage nach dem Leben stellt, ohne eine Antwort zu erwarten. Tatsächlich kommt eine Antwort nach dreimaligem, scheinbar vergeblichem Fragen, in Form des erstmaligen Orchestereinsatzes, der ganz schlicht die Schönheit und das Liebenswerte des Lebens präsentiert, in einer cantilenen Art und Weise, die dem Solisten ein liebegeschwängertes Umfeld bietet, das diesem plötzlich ganz andere Melodieäußerungen entlockt, die sich im Gesamtkonzert auch nur hier zeigen.
Nach diesem „Paradiesausflug“ führt der Melodieverlauf den Solisten unversehens wieder in die Frageoption, deren weiterer Verlauf von einer noch stärkeren, einer fast wütend-besorgten Wortattacke gekrönt wird und den dramatisch-tragischen Mittelteil einleitet.
Hier kommt jetzt das ganze Orchester zu Wort und wird vor allem durch die Holzbläser in Kombination mit den Streichern und in Wechselwirkung mit dem Blech aktiv…! Das aufstrebende Quartmotiv, gefolgt vom Kleinterzabsprung bildet dabei das Leitmotiv des gesamten Mittelteiles und erscheint in verschiedenster Instrumentalkombination, je nach Klangcharakter variiert und komplementiert, um die dramatische Wucht kontinuierlich steigern zu können. Gegen Endes dieses „Seelenausbruchs“, verstrickt sich die Gesamtmotivik, die sich jetzt einer Quart-Terz-Folge bedient, in ein Klangraster bestürzend-psychopathischer Zwanghaftigkeit, aus der es kein Entrinnen zu geben scheint. Doch – der Pfad zum Glück ist näher als geahnt und entfaltet sich derart unspektakulär, als sei es alles vorbestimmt….als sei die Sonne die gesamte Zeit des Sturmes und des Schmerzes über immer präsent gewesen und würde sich wieder wie nach einem sich auflösenden Unwetter wieder in voller Pracht zeigen. Und schon ist der Schluß des magischen Satzes eingefädelt, es beruhigt sich alles, um dem Solisten noch einmal eine Bestätigung (keine Frage, aber motivisch gleich !) abzuringen, die direkt ins Glück führt...!

Joachim Pfützenreuter