Bauernregeln

Der Weg zum Ruhm ist steinig – vor allem, wenn man ihn mit einem Song wie „Wir werden alle sterben“ beginnt. Obwohl Greta Thurnschuh mit ihrer melancholisch-apokalyptischen Debütsingle unfreiwillig zur Patronin der gescheiterten Hochzeits-DJs wurde, schreckte sie der Misserfolg nicht ab. Die Charts blieben zwar unbeeindruckt, aber immerhin konnte man im ganzen deutschsprachigen Raum wochenlang keine WG-Party betreten, ohne ihren Song in einer ironischen Playlist zu hören. Das ist doch auch was.

Parallel zum musikalischen Tiefschlag feierte Greta jedoch einen politischen Achtungserfolg: Mit einem beherzten Sitzstreik auf einem Tretboot verhinderte sie eine angeblich geplante U-Boot-Stationierung am Neusiedler See – ein Vorhaben, das es zwar nie gab, dem sie aber sicherheitshalber trotzdem vorbeugte. „Man kann nie wissen, was die NATO vorhat“, so Greta in einem Interview mit einem regionalen Radiosender.

Jetzt meldet sie sich musikalisch zurück – mit einem neuen Konzept, neuem Sound und erstaunlich viel Regionalität. Ihr zweiter Song „Bauernregeln“ ist eine augenzwinkernde Hommage an das Leben auf dem Land. Zwischen Quetschkommode und Synthiebeat singt Greta tiefgründige Zeilen wie:

„Hat der Melker kalte Finger, wird die Kuh zum Stabhochspringer.“

Oder: „Verliert der Bauer seine Hose, war bestimmt der Gummi lose.“

Mit diesem musikalischen Umweg durch die landwirtschaftliche Poesie hat Greta einen neuen Nerv getroffen – irgendwo zwischen Volksmusikparodie und Lifestyle-Kritik. Und wer weiß: Vielleicht wird „Bauernregeln“ ja der erste Song, der gleichzeitig im Fernsehen und auf einer Klimademo gespielt wird. Greta bleibt jedenfalls dran – unbeirrbar, unkonventionell und immer mit einem Ohr an der Mistgabel der Gesellschaft.


Danke an alle Bäuerinnen und Bauern für eure harte Arbeit.

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Wenn die Kühe morgens muhn,
hat der Bauer viel zu tun.
Trinkt der Bauer morgens Rum,
werden alle Furchen krumm.

Sind die Eier plötzlich eckig,
geht's den Hühnern ganz schön dreckig.
Ist der Hahn am Abend heiser,
kräht er morgens etwas leiser.

Liegt der Bauer unterm Tisch,
war das Essen nicht mehr frisch.
Liegt der Bauer tot im Zimmer,
lebt er nimmer.

Hat der Melker kalte Finger,
wird die Kuh zum Stabhochspringer.
Muht die Kuh laut im Getreide,
war ein Loch im Zaun der Weide.

Wenn der Knecht vom Dache pieselt,
denkt der Bauer, daß es nieselt.
Fällt der Bauer in den Dünger,
wird er davon auch nicht jünger.

Verliert der Bauer seine Hose,
war bestimmt der Gummi lose.
Trinkt der Bauer und fährt Traktor,
wird er zum Gefahrenfaktor!

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