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Lebendige Vergangenheit - Feodor Chaliapin (Vol. 2)

Promotion Text

Lebendige Vergangenheit

Für das Urteil der Nachwelt über Feodor Schaljapin, seine Fähigkeiten als Gesangskünstler und musikalischer Gestalter sind im Allgemeinen die Schallplatten aus der letzten Wirkungszeit des Künstlers bestimmend. Nun sind diese zwischen 1925 und 1933 entstandenen Tonzeugnisse zweifellos von hohem künstlerischen Wert, - für eine Gesamtcharakteristik des Sängers reichen sie jedoch nicht aus. Es muss bedacht werden, dass der Künstler zum Zeitpunkt dieser Aufnahmen seinen gesanglichen Höhepunkt bereits überschritten hatte, dass er - um verschiedene aufgetretene Mängel wie Atemnot und Höhenschwund zu kaschieren - zu mancherlei Kunstkniffen, Manierismen und Ourtagen Zuflucht nehmen musste. (Die Art wie sich Schaljapin in seiner Spätzeit über gesangliche Schwierigkeiten hinweghalf, ist freilich der höchsten Bewunderung würdig). Wie alles, was uns von dem genialen Sänger erhalten ist, üben auch seine letzten Aufnahmen eine bezwingende und faszinierende Wirkung aus. Es besteht nur die Gefahr, dass man die typischen Symptome einer gesanglichen Deroute als kennzeichnend für die Gesangsmanier des Künstlers ansieht. Auch die Stimme selbst hatte zu diesem Zeitpunkt beträchtlich an Klangschönheit verloren, sie war rau und fahl geworden. Dies hängt zum Teil mit naturgemäßen Abnützungserscheinungen zusammen, zum anderen Teil dürfte auch Schaljapins bekanntes, im Alter immer mehr hervortretendes Laster (die Trunksucht) den Stimmcharakter zuletzt nicht unwesentlich beeinflusst haben. Auf jeden Fall rührt die Legende von der angeblich „schwarzen" Baßstimme Schaljapins von den nicht allzu typischen Aufnahmen aus des Künstlers letzter Periode her. Mit der vorliegenden Auswahl wurde beabsichtigt, ein eher unkonventionelles Porträt des großen russischen Sängers darzulegen. Schaljapin ist hier hauptsächlich mit Belcanto-Stücken aus dem italienischen und französischen Repertoire zu hören, und die hier vereinten Aufnahmen entstammen der akustischen- Epoche der Schallplatte. Was zunächst bei diesen Dokumenten auffällt ist die - gegenüber den späteren Aufnahmen - wesentlich hellere .Klangfarbe der Stimme. Schaljapin besaß einen ungewöhnlich expansiven Stimmumfang, die tiefen Bassregionen bis zum D erreichte er ohne Mühe, doch noch imposanter war die macht­ volle, von enormer Klangkraft strotzende Höhe. Diese deutlich ausgeprägte Tendenz zur Höhe kennzeichnet Schaljapin als den Typus des Bassbaritons. Auf diesen Umstand haben schon zahlreiche Gesangsexperten, darunter auch Henry Pleasents in seinem wichtigen Buch „The great Singers" hingewiesen. Die Aufnahmen aus Schaljapins Frühzeit lassen uns eine ausgeglichene, weiche und dennoch kraftvolle Stimme von jugendlicher Kraft und posaunenhafter Fülle hören. Das unverwechselbare Bild des späten Schaljapin, des virtuosen Charakterdarstellers und Gestalters dämonischer und skurriler Rollen ist in unserer Vorstellung so fest fixiert (nicht zuletzt auch durch seine grandiose Film-Darstellung des Don Quichote), dass wir darüber die ganz anders geartete Impression, die der junge Sänger hervorrief, völlig vergessen haben. Schaljapin war der erste Sänger russischer Herkunft, der es zu einer internationalen Karriere, ja zu einer Position als Weltstar gebracht hat. Sein erstes Auftreten in der westlichen Welt stand unter sensationellen Auspizien. An der Mailänder Scala (1901), im Opernhaus zu Monte Carlo (1904), an der Pariser Oper (1906), … Chaliapin's postumous fame is, somewhat unjustly, primarily based on the recordings he made between 1925 and 1933 and, although they are certainly of enormous importance, they are detrimental as far as a balanced assessment of this artist is concerned. By that time the artist was vocally on the decline and he had to resort to all kinds of fakery, mannerisms and histrionic excesses to cover up for vocal frailties like shortness of breath and loss of the top range. (The manner in which he succeeded in this is one of the marvels of documented singing, however). Like all the recordings of this great artist that have been preserved for posterity, the late recordings are compelling, but there is a danger that the typical instances of a vocal sleight-of-hand are regarded as symptomatic for the style of the artist himself. By that time the voice had lost a great deal of its initial bloom, it had become rough and threadbare. This was partly normal wear and tear but his well-known vice, excessive drinking, must have contributed considerably to changing the character of his voice. Be that as it may, the legend of the so-called "black" Chaliapin bass came about because of the a-typical recordings made in the autumn of his career. The present selection of acoustic recordings of the Italian and French belcanto repertoire tries to show a more unconventional portrait of the great Russian singer. immediately obvious, in comparison to his late recordings, is the lighter tonal texture. Chaliapin was blessed with an unusually expansive range, he reached the lowest bass notes, down to D, quite effortlessly but even more imposing was the resounding top of the voice. This flamboyantly exhibited top would classify him as a bass-baritone. Numerous commentators, including Henry Pleasents in his important study "The great Singers" have in fact made mention of this fact. The early Chaliapin recordings prove that he had a fully equalized, soft textured yet powerful voice of commanding strength and trombone-like volume. The older Chaliapin and the chameleon­ like acting ability which made him such a memorable interpreter of demonic and weirdo roles is so embedded in our minds (not least because of his grandiose portrayal in the Don Quichote film) that we tend to forget the totally different impression he made as a young man. Chaliapin was the first Russian singer to achieve world fame. His first appearances in the West were truly spectacular. At La Scala, Milan (1901), Monte Carlo (1904), …