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Lebendige Vergangenheit - Lina Pagliughi

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Lebendige Vergangenheit

Der Name Lina Pagliughi tauchte auf äußerst spektakuläre Weise in der internationalen Musikwelt auf: als die Plattenfirma „His Master's Voice" im Jahr 1928 die erste elektrische Gesamtaufnahme von Verdis „Rigoletto" produzierte, wurde für die Partie der Gilda eine Sängerin ausgewählt, die erst im Alter von 21 Jahren stand. Das Erstaunliche daran: Lina Pagliughi war zu diesem Zeitpunkt keine Anfängerin mehr, sie konnte bereits eine neunjährige Sängerlaufbahn aufweisen. Das Kind italienischer Einwanderer war in New York zur Welt gekommen, erlebte bald darauf eine Übersiedlung nach San Francisco. Bereits.in frühesten Kindertagen wurde ihr Gesangstalent offenbar, im Alter von zwölf Jahren gab sie in San Francisco ihr erstes Konzert, in dem sie die Arie „Caro nome" ihrer Schicksalspartie Gilda vortrug. Als sängerisches Wunderkind produzierte sie sich bei zahlreichen Gelegenheiten, schließlich wurde ihr künstlerischer Weg durch die große Gesangskünstlerin Luisa Tetrazzini auf bestimmtere Bahnen gelenkt. Lina Pagliughi folgte dem Rat der gefeierten Operndiva und begab sich zur musikalischen Ausbildung nach Italien. Ihren Unterricht erfuhr sie in Mailand bei Maestro Gaetano Bavagnoli. Bereits in ihren Lernjahren kam sie in Kontakt mit bedeutenden Operngrößen wie Claudia Muzio, Tito Schipa und Benjamino Gigli, die betreuend und ratgebend auf sie einwirkten. Im Jahre 1927 debütierte das zwanzigjährige Mädchen als Gilda im Teatro nazionale in Mailand, sie sang diese Partie bald darauf in verschiedenen anderen italienischen Bühnen und erwarb sich dadurch die Aufmerksamkeit des prominenten Dirigenten Carlo Sabajno, der das Risiko auf sich nahm, die jugendliche Kraft für die erwähnte Plattenaufnahme des „Rigoletto" einzusetzen. Zusammen mit dem Bariton Luigi Piazza und dem Tenor Tino Folgar wirkte sie in dieser Aufnahme mit, die bis heute noch nichts von ihrer maßstäblichen Bedeutung verloren hat. Die Gilda blieb während ihrer gesamten Laufbahn die zentrale Bühnenrolle, sie sang diese Partie an der Mailänder Scala und zahlreichen anderen Bühnen in und außerhalb Italiens, sie wirkte fast ein Vierteljahrhundert nach der Erstaufnahme des „Rigoletto" in einer Cetra-Produktion (unter Angelo Questa, mit Giuseppe Taddei als Rigolettö und Ferruccio Tagliavini als Herzog) der Verdi-Oper mit. Lina Pagliughi nahm keine festen Engagements an, wirkte vor allem als Gast­ und Tourneesängerin, Zusammen mit ihrem Gatten, dem Tenor Primo Montanari, den sie bereits 1927 geheiratet hatte, unternahm sie eine Australien­ Tournee, sie sang an der Covent Garden Opera London, in Paris, Brüssel, Süd- und Nordamerika, in Monte Carlo, Budapest, sie wirkte in den Freiluft­ Vorstellungen in den römischen Caracalla-Thermen mit. Zu ihren weiteren Opernrollen zählte die Violetta in ,,La Traviata", die Giulietta in „1Capuleti ed i Montecchi", die Lucia, Norina sowie zahlreiche weitere Rollen des italienischen Koloraturfachs. Zu ihren bevorzugten Partnern gehörten Benjamino Gigli, Apollo Granforte, Tito Schipa, Carlo Galeffi u. a. Lina Pagliughi war als Bühnen,- Schallplatten- und Rundfunksängerin bis in die Mitte der Fünfzigerjahre aktiv und betätigte sich nach ihrem Retirement als Pädagogin in Mailand.