bombs around my head

Nach dem fulminanten Debütalbum “Interferences and Time – Kampf auf allen Frequenzen” zum Thema Entstehung & Entwicklung des Radios, offeriert der Denker und Lenker hinter Invisible Front mit der EP “Bombs Around My Head” eine sehr persönliche wie emotionale Arbeit, die aus jeglicher Hinsicht begeistern mag. Leider (hier liegt die Betonung) gilt Emotionalität in der modernen Gesellschaft als Schwäche, obwohl die Sehnsucht nach Gefühlen und Mitteilung in vielen Individuen wächst, womit sie sich aber selbst ins Abseits katapultieren würden. Durch dieses vorherig beschriebene Faktum leidet die eigene Psyche bzw. das Unterbewusstsein fängt in der Nacht an zu rumoren – Zustände, die irgendwann ins Unerträgliche abdriften. Um diese Situation zu kanalisieren bzw. zu bereinigen, greifen viele Personen zu Medikamenten, Alkohol und sonstigen Drogen – Invisible Front hingegen nutzt die Tonkunst um sich Luft zu machen bzw. von seinen emotionalen Problemen zu befreien. Dieser Prozess dient der eigenen Findung bzw. der geistigen Stärke, ohne die “Jeder” (egal ob weiblicher oder männlicher Natur) in diesem System elendig verreckt. Diese Erscheinung dürfen Damen und Herren als “Tritt in den Allerwertesten” ansehen, die in Selbstmitleid zerfließen bzw. jegliche Motivation vermissen lassen, den eigenen (nicht von anderen vorbestimmten) Weg zu gehen. Der Titel “Bombs Around My Head” steht nach meiner Interpretation (falls gewünscht ansonsten den Abschnitt überlesen) für tiefes Gefühlschaos, das Auslösung findet durch Ereignisse die wie “Bomben” einschlagen und psychische Wirkungen hervorrufen. Ein normaler aber einschneidender Vorgang, den die meisten Personen schon in ihrem Leben durchgemacht haben dürften, oder? Musikalisch offenbart sich Invisible Front auf “Bombs Around My Head” variabler als zuvor, er kredenzt eine tiefgründige Melange aus stringentem Noise, leichten modernen industriellen Beatstrukturen, einige lang gezogene Drones, Tonsamples wie kraftvolle Sprachsamples und unterschiedliche Soundcapes aus Dark Ambient und Ambient. Aus meiner Sicht hat eine starke Weiterentwicklung der Kompositionen und des Abwechslungsreichtums innerhalb der Tracks von Invisible Front stattgefunden, weshalb dieses Release zwischen leichter Tanzflächentauglichkeit, atmosphärischen Passagen und zerstörerischen Sequenzen schwingt. Diejenigen, die puren anspruchslosen “Krach” von Werken des Genre Noise erwarten, können dieses Oeuvre für sich streichen, hingegen die Gruppe von Konsumentinnen und Konsumenten, welche nachvollziehbaren Sinn und Verstand in Stücken verlangt, dürfte dieses Opus schätzen bzw. lieben. Der Anspieltipp überhaupt auf “Bombs Around My Head” ist ‘Awakening The Sleeping Mind’, welcher auf ganzer Linie durch ein rhythmisches Gebilde im Untergrund, wüste Sprachsamples und fließende Ambienteinsprengesel überzeugt. Die Nummer muss unbedingt von “Plattendrehern” (DJ’s – Ihr seid überbewertet!) gespielt werden, die über eine aufgeschlossene Kundschaft verfügen.